Die Wichtigkeit der Religion

Một phần của tài liệu Fang dongmei (1899–1977) und sein religionsverständnis (Trang 174 - 177)

Als Philosoph, der das Geistige fỹr das Wichtigste họlt, hebt Fang Dongmei die Beziehung zwischen Religion und Leben ausdrücklich hervor. Er ist davon überzeugt, dass Religion für das menschliche Leben unentbehrlich ist, da sie die menschliche Beziehung zu Gott und zur Umwelt koordiniert sowie das menschliche Leben sublimiert.

4.1. Koordinierung der Beziehungen zwischen Gott, Menschen und Welt

Fang Dongmei sieht die religiửse Sphọre als die hửchste an, nach der die Menschen streben.

Für ihn ist Religion eine geistige Lebensweise, die den grenzenlosen Respekt des Menschen gegenỹber dem Allerhửchsten im Kosmos zum Ausdruck bringt. Wenn Menschen diesen Respekt aufrechterhalten, kửnnen sie in Harmonie mit dem Himmel, der Erde und anderen Menschen leben und somit am kreativen Prozess des Kosmos teilnehmen.

Fỹr Fang Dongmei kann Religion demnach drei Beziehungen koordinieren, nọmlich die Beziehungen zwischen Menschen und Gott, zwischen Menschen und Welt und zwischen den Menschen untereinander. In seinem Vortrag über die Entfremdung des Menschen in Reli- gion, Philosophie und philosophischer Anthropologie erklọrt er Religion folgendermaòen:

„Religion als eine erhabene geistige Lebensform ist Ausdruck des Respekts, wo- bei der Mensch drei Beziehungen entwickelt. Die bedeutendste ist die innere be- ziehungsvolle Gemeinschaft mit dem Gửttlichen, erst dann folgen die liebevolle Beziehung zu den Menschen sowie die schửpferische Beziehung zur Welt. Denn erst durch Gửttlichkeit kommen wir ins Dasein und kửnnen erhửht werden. Fer-

544 Zhang Chunshen: Dann sind Himmel und Mensch in Einheit, 1984, S. 78-79.

167

ner kửnnen wir nur durch Gửttlichkeit alle Wesen, vor allem Menschen, lieben und den Reichtum der Welt umfassen.“545

Die innere Gemeinschaft zwischen Menschen und Gott ist also die Grundlage für die beiden anderen Beziehungen. Fang ist zuversichtlich, dass ein Mensch, der mit Gott in enger Verbindung steht, ein groòes Herz entwickelt, das voller Mitleid, Sympathie und Liebe ist.

Diese Beziehung kann dann auf die Natur und andere Mitmenschen übergreifen und so zur Eintracht zwischen ihnen führen.546

4.2. Sublimieren des Menschen

Das Wesen und die Funktion der Religion fasst Fang Dongmei wie folgt zusammen:

„Im Wesentlichen ist das religiửse Leben der verstọrkte emotionale Vorstoò in das zutiefst geheimnisvolle Mysterium (mysteriously mysterious mystery), das jenseits der Vernunft liegt, aber auch in der Ratio verborgen ist. Alle Menschen, ganz gleich wie ihre Eigenschaften, ihr Wissensniveau, ihr kultureller Hinter- grund oder Sozialstatus auch sein mửgen, werden gleichermaòen mit diesem groòartigsten Geheimnis konfrontiert. Vor diesem Geheimnis haben alle Men- schen den gleichen Wert und die gleiche Würde, wenn gleich sie aus der Tiefe der emotionalen Erfahrung heraus auf unterschiedlichen Wegen und aus ver- schiedenen Richtungen kommend in innige Beziehung mit dem Gửttlichen treten kửnnen.“547

Die Funktion der Religion besteht also Fang Dongmei zufolge hauptsọchlich darin, die Menschen zu motivieren, sich zu sublimieren und die niedrigere materielle Welt zu überstei- gen, um zu der erhabenen, idealen und geistigen Welt zu gelangen. Da die Religion den Men- schen zu dem „zutiefst geheimnisvollen Mysterium“ führt, das die menschliche Vernunft übersteigt, ist der Sublimierungsprozess ein unendlicher. Da dieses „zutiefst geheimnisvolle Mysterium“ aber auch in der menschlichen Ratio verborgen ist, versucht der Mensch sich

545 Fang Dongmei: „The Alienation of Man in Religion, Philosophy and Philosophical Anthropology“, in: ders.:

Creativity in Man and Nature, 1980b, S.67.

546 Vgl. Fang Dongmei: Huayanzong zhexue (shang), 2005h, S. 120.

547 Fang Dongmei: „The Alienation of Man in Religion, Philosophy and Philosophical Anthropology“, in: ders.:

Creativity in Man and Nature, 1980b, S.68.

168

immerwọhrend mit Hilfe der Religion zu kultivieren, um die reale Welt in eine ideale umzu- wandeln und diese umzugestalten.548

4.3. Die Unentbehrlichkeit der Religion

Für Fang Dongmei ist „Religion“ in einem kulturellen System unentbehrlich. Die Philosophie allein bezieht sich nur auf die vernuftgetragene Suche des Menschen nach Weisheit, die Kunst beschrọnkt sich lediglich auf seine Suche nach dem Schửnen gemọò der jeweiligen Gemỹts- bewegung. Also braucht der Mensch neben der Philosophie und der Kunst noch etwas anderes, das seinen Geist stützt und führt. Dieses ist nach Fang Dongmei eben die Religion.549 Aus seiner Sicht ist demgemọò eine Kultur ohne Religion eine unvollstọndige. So ist er – wie an- dere zeitgenửssische Gelehrte Chinas auch – der Meinung, dass die gegenwọrtige Krise Chi- nas grundsọtzlich eine kulturelle ist. Er misst daher dem geistig-kulturellen Studium groòes Gewicht bei, vor allem dem Studium der Philosophie, Kunst und Religion. Beim Vergleich dieser drei hebt er die Bedeutung der Religion besonders heraus, rọumt aber ein, dass es zwi- schen ihren Idealen keinen prinzipiellen Unterschied gibt, weil alle drei auf die Anhebung des Lebensgeistes abzielen. Er stellt dazu fest: „Religion, Philosophie und Dichtung sind in geis- tiger Hinsicht gleichbedeutend, denn sie sind inspiriert durch Geistesgrửòe und im schửpferi- schen Wunder des Lebens entfaltet“.550 Doch fügt er relativierend hinzu, dass Kunst, Philoso- phie und Religion unterschiedlichen Wertebenen angehửren, wobei die Kunst die niedrigere, die Philosophie die mittlere und die Religion die hửhere Ebene einnimmt.551

Mit der Philosophie ist die Religion nach Fang Dongmei eng verbunden. Dazu sagt er:

„Ohne die Weisheit der Philosophie kann der religiửse Geist nicht erfahren werden; ohne den religiửsen Geist jedoch kann die philosophische Weisheit den geheimnisvollen Bereich nicht erreichen“.552 Einerseits begrenzt die philosophische Weisheit ohne Hilfe der Religion den Lebensgeist lediglich auf die materielle Welt, so dass der Lebensgeist nicht erhửht werden kann, andererseits schafft es die Religion ohne Hilfe der Philosophie nicht, dass sich ihr erha- bener Geist in moralische Einsicht verwandelt, um in der Welt verwirklicht werden zu kửn- nen.

Fang Dongmei drückt das so aus: „Die philosophische Zuwendung zum kreativen Le- bensideal ist zugleich auch die Hingabe der religiửsen Verehrung an das Heilige im Le-

548 Vgl. Fang Dongmei: Fang Dongmei yanjiangji, 2005b, S. 63.

549 Vgl. Fang Dongmei: Sheng sheng zhi de, 2005c, S. 237.

550 Fang Dongmei: „Poetry and Life“, in: ders.: Creativity in Man and Nature, 1980b, S. 128.

551 Ebd., S. 128.

552 Fang Dongmei: Zhongguo dacheng foxue (shang), 2005j, S. 315.

169

ben.“553 In der Tat spielt in der chinesischen Tradition der religiửse Bereich immer auch in den philosophischen hinein; beide kửnnen nur recht schwierig voneinander getrennt wer- den.554 Fang Dongmei rọumt aber ein, dass es zwischen Philosophie und Religion einen essen- tiellen Unterschied gibt.555 Wọhrend die Philosophie das hửchste Geheimnis des Kosmos durch Sublimierung der Ratio zu verstehen vorgibt,556 erschlieòt sich die Religion das Ge- heimnis nicht durch die Ratio, sondern durch Gemỹtsbewegungen.557 Wọhrend die Philoso- phie also Gebrauch von der logischen Methode macht, bedient sich die Emotionsọuòerung in der Religion direkt der Intuition. Fang Dongmei họlt das religiửse Vorgehen fỹr das geeigne- tere: da in der menschlichen Natur auch Gửttlichkeit verborgen ist, kann sich der Mensch dem Gửttlichen auch durch sich selbst nọhern.558

ĩber die Beziehung zwischen Religion und Philosophie weist Fang Dongmei ferner darauf hin, dass sich die beiden eigentlich gegenseitig ergọnzen und beistehen sollen, denn nur so kann das Universum in eine vollkommene Ordnung gebracht werden. In Wirklichkeit aber liegen sie oft im Widerspruch zueinander. Das rührt daher, dass Religion die Ratio über- steigt, diese aber wiederum genau das Wesen der Philosophie ausmacht. Fang Dongmei er- klọrt das so:

Một phần của tài liệu Fang dongmei (1899–1977) und sein religionsverständnis (Trang 174 - 177)

Tải bản đầy đủ (PDF)

(242 trang)