2. Allgemeine genetische Gliederung der Pb-Zn-lagerstọtten
3.4.3. Die Pb-Zn-Erzprovinz Salafosso und Auronzo
In den Dolomiten, nửrdlich von Belluno bis an die ửsterreichische Staatsgrenze reichend, sind eine Viel- zahl von Pb-Zn-Mineralisationen bekannt. Von beson- derem bergwirtschaftlichem Interesse ist. die rd. 5 km westlich von Sappada gelegene Lagerstọtte S a I a f0s- sa. Die Lagerstọtte wurde 1957 aufgefunden, nach modernsten Gesichtspunkten exploriert und nach 25 jọhriger Bauzeit 1986 ausgeerzt.
Die Lagerstọtte hatte ein Erzvermửgen von 10 Mio. t mit mittleren Metallgehalten von 4,9 % Zn und 0,95 % Blei bei z. T. hohen Anteilen von Eisenkiesen.
Die triadische Abfolge in den Dolomiten ist nach As- SERETOet al. (1977) durch Karbonatplattformen und Beckenentwicklungen mit hohem klastischem Sedi~
mentanteil gekennzeichnet. Die Karbonatplattforment- wicklung des Serler Dolomits (Unteres Anis), Contrin Formation (Oberes Anis), Sciliar Dolomits (Lad in), Cas- sianer Dolomits (Oberes Ladin bis mittleres Karn) ste- hen palọogeographisch in engem Wechselspiel mit Beckenentwicklungen, die insbesondere in der ladini- schen Stufe durch mọchtige vulkanoklastische Sedi- mente gekennzeichnet sind. Die Plattformen wurden vom Anis bis in das Karn durch drei Emersionsphasen beeinfluòt.
Die Pb-Zn-Mineralisationen treten vorwiegend im ĩbergangsbereich Plattform - Becken auf. ĩberregio- nal gesehen dominiert Zink (Zn: Pb =5 : 1). Die Erze sind ỹberwiegend an Lửsungsbreccien und Hohlraum- bildungen (Palọoreliefs) gebunden, die Stửrungszonen folgen.
Im Serler- und Cassianer Dolomit tritt eine Họufung von Mineralisationen auf.
Bergwirtschaftlich interessante Erzanreicherungen liegen in der Nọhe von Stửrungszonen, die wọhrend der alpinen Orogenese aktiviert bzw. reaktiviert wurden (Abb.13).
Abb. 14 zeigt die palọogeographische Situation der ửstlichen Dolomiten und die damit in Zusammenhang stehenden Pb-Zn-Vererzungen.
Durch die tektonischen Bewegungen (Dislokation) gelangten die Plattform karbonate oftmals in Kontakt mit Sedimenten des Oberperm und Al'1is, die generell reich an Schwefelverbindungen sind (z. B. Evaporite der Bellerophonschichten).
ASSERETOet al. (1977) beschrieben folgende minerali- sierende Vorgọnge:
o Lửsung von Metallionen wọhrend Emersionsphasen.
Vorkonzentration in Bửden; Transport und Ablage- rung im Becken,
o Syn- bis postdiagenetische Migration der MetalIio- nen ("complex chloridic brines") vom Becken in die Karbonatplattform.
o Ausfọllung und Platznahme als Metallsulfide im Be- reich von Stửrungszone und Palọokarststrukturen.
Die massive Sulfid bildung soll erfolgen, wenn durch vorgenannte tektonische Dislokation "schwefelrei- che Sedimente" mit Karbonatplattformsedimenten in Kontakt treten (Reduktion von Sulfat in Sulfid).
Nach ASSERETOet al. (1977) sind die Pb-Zn-Lager- stọtten der Dolomiten nachfolgend kurz charakterisiert.
Salafossa
Die Lagerstọtte ist in Cassianer Dolomiten (Ladin, Karn), ca. 1,5 km vom Plattformrand entfernt, gelegen.
Der scharf abgrenzbare stockfửrmige Erzkửrper mit rd.
590.000 t Pb +Zn-Metall und 200.000 t Eisen ist als Breccie ausgebildet. Die Erze, Zinkblende, Bleiglanz und Pyrit in weiòer sparitischer Dolomitmatrix umhỹllen weitgehend taube Dolomitbreccien. Zinkblende tritt oft- mals kolloform um die Gesteinsbruchstücke auf, Blei- glanz ist meist rekristallisiert.
Auronzo-Distrikt
Die Lagerstọtte Arg e n tie ra (7 km westlich von Auronzo) wurde 1971 ausgeerzt und produzierte rd.
1 Mio. t oxid ische Erze mit 6 % Zn und 1 % Pb (Galmei und Cerussit).
Breccienerze und resedimentierte Erze treten im Ser- ler Dolomit auf.
Weitere Erzkửrper (Ferrera, Grigna, Pian da Barco) liegen rd. 1,5 km nordwestlich Auronzo und lieferten seit dem 18. Jhdt. bis 1963 rd. 0,6 Mio. t mit 6 % Zn und 1,2 % Pb. Die Breccienerzkửrper sind ausschlieò- lich an tektonische Strukturen gebunden.
Im "Monte Rite - Valie Inferno" Gebiet zwi- schen Fornesighe und Cibiana treten eine Vielzahl von
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Abb.13.
Geologisch-tektonischer Rahmen der Pb-Zn-Lagerstọtte Sala/ossa.
NachASSERETO et al. (1977).
1 = Obere S. Cassiano-Formation; 2 = Untere S. Cassiano-Formation; 3 = Cassianer Dolomit; 4 Pseudobuchenstein-Formation; 4 Wengen-Gruppe;
6=Bellerophon-Formation; 7=Val Gardena-Formation; 8=Palọozoisches Basement.
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Pb-Zn-Vorkommen im Serla-Dolomit (anisische Stufe) auf. Karststrukturen, als Folge einer anisischen Emer- sionsphasen, sind mit Zinkblende, Bleiglanz, Pyrit und Schwerspat als "Internsediment" gefüllt, wobei die Konzentration der Erze zu einem spọteren Zeitpunkt (Tertiọr) erfolgte.
10 km südwestlich von Cortina liegt am Passo Giau die Lagerstọtte Co I Pi0m bin. Die Erze treten im Hangenden der Sciliar-Karbonatplattform auf und sind vorwiegend an Hohlrọume eines Palọoreliefs gebunden.
Turbiditsedimente der Wengener Schichten treten zu- sammen mit Zinkblende und Bleiglanz und Dolomit- breccien als Internsedimente auf. Resedimentation von Erzen und/oder Migration von Erzlửsungen in ein Pa- lọorelief wird angenommen.
Die Erzvorkommen C res tad e i To f i (San Stefano di Cadore), Cima Rolle, Dont, Brusadaz, Ca-
pr i Ie und Sap pad a sind bergwirtschaftlich von un- tergeordneter Bedeutung. Wie vorgenannte Lagerstọt- ten sind diese Pb-, Zn-, Fe- (Ba-)Mineralisationen strukturgebunden.
Die Zusammenfassung der Erze in den Dolomiten ist sehr eintửnig. Zinkblende und Bleiglanz sind mit wech- selnden Gehalten von Eisensulfiden (Pyrit, Markasit) und Schwerspat vergesellschaftet. Die Erze sind frei von Silber, Kupfer und Antimon.
Interessant erscheint, daò nach BRIGOet al. (1988) die Pb-Isotopendaten der Triasvererzungen des Auron- zodistrikts weitgehend den schichtgebundenen Zn-, Pb-, Ba- (F-)Vererzungen in den Karnischen Alpen ent- sprechen. Die Erze sind an ein devonisches Palọorelief gebunden und werden von unterkarbonen bis unterper- mischen klastischen Sedimenten überlagert. Die Erze sind Aufarbeitungsprodukte bzw. Verwitterungsproduk- te (Ba, F) devonischer Karbonate (Karsterze).